Betrugsprävention im Online-Business – Tipps von einem Experten der SCHUFA
Betrugsabsichten schnell erkennen, Betrug verhindern und Maßnahmen zur Prävention ergreifen – das sind wichtige Themen im täglichen Online-Geschäft. Wie Sie Betrügern auf die Spur kommen, wie und wo Betrüger am häufigsten zuschlagen und was Sie gegen sie unternehmen können, das erklärt Jochen Senger, Key Account Manager Versandhandel/eCommerce bei der SCHUFA Holding AG, im Interview.
Vor welcher Form des Online-Betrugs müssen Startups oder Freelancer heutzutage besonders aufpassen? Sind bestimmte Branchen besonders gefährdet?
Betrug gehört zu den am schnellsten wachsenden Delikten im Internet. Besonders betroffen ist der Online-Handel: Mehr als 80 Prozent der befragten Händler gibt an, schon einmal Opfer von Betrügern geworden zu sein (Quelle: eCommerce Leitfaden: „Betrug und Betrugsprävention im Online-Handel 2015“). Betrug im Online-Handel wird besonders dadurch erleichtert, dass sich Anbieter und Kunde in den meisten Fällen nicht persönlich kennen. Und da der Händler seinen Kunden schnelle und bequeme Geschäftsabschlüsse ermöglichen muss, damit der Kunde den Vorgang nicht abbricht, müssen Maßnahmen zur Betrugsprävention möglichst ohne Medienbruch in die Geschäftsprozesse integriert werden.
Anhand von Kundendaten und Informationen von Auskunfteien wie der SCHUFA können sich Händler ein Bild von der Identität und Bonität eines potentiellen Kunden machen und so das Risiko eines Zahlungsausfalls besser einschätzen. Bei betrügerischen Handlungen wie dem Identitätsdiebstahl oder Account-Takeover greifen diese Maßnahmen alleine allerdings nicht. Beispielsweise kann die Identität eines Kunden mit einwandfreier Zahlungshistorie von Kriminellen missbräuchlich genutzt werden, um in dessen Namen und auf dessen Rechnung Waren zu bestellen. Die Betrugsabsicht dahinter ist meist nicht erkennbar. Hier kann zusätzlich eine personenunabhängige Risikoprüfung des Endgerätes, über das eine Bestellung getätigt wird, helfen, auch diese Formen des Online-Betrugs zu erkennen und zu verhindern. Die SCHUFA bietet hier entsprechende Lösungen an.
Bei welchen Anzeichen sollten sofort die Betrugs-Alarmglocken klingeln?
Im Online-Shop bieten der Warenkorb und seine Zusammensetzung schon einige Indikatoren für eine Betrugsabsicht. Werden vor allem besonders teure Waren mit hohem Wiederverkaufswert wie Elektronik bestellt, sollten Online-Händler genauer hinschauen.
Oft zeichnen sich Betrüger auch durch eine geringe Bereitschaft zur Angabe von persönlichen Daten wie Telefonnummern oder Geburtsdatum aus. Weicht dann auch noch die Rechnungsadresse von der Lieferadresse ab und soll die Ware per Expresslieferung zugestellt werden, sollten Händler vorsichtig sein. Das gilt vor allem bei Erstbestellern.
Über welche Kanäle schlagen Betrüger am häufigsten zu? Welche Firmenbereiche sollten besonders geschützt werden?
Gerade im Online-Handel ist dies sicherlich der On-Boarding- und Check-Out-Prozess. Grundsätzlich können Betrüger aber jegliche Unsicherheiten ausnutzen.
Was kann ich als kleines oder mittelständisches Unternehmen konkret tun, um Betrug von vornherein – auch ohne Budget – vorzubeugen?
Geht es um Identitäts- und Rechnungsbetrug, sollten sich nicht nur Online-Händler grundsätzlich überlegen, wie sie Neukunden behandeln wollen und welches Risiko für sie vertretbar ist. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass man die Summe der Warenkörbe bei Neukunden begrenzt oder die Zahlarten einschränkt. Dies kann allerdings Kunden abschrecken. Daher kann es sich lohnen, Informationen von Auskunfteien in den Risikomanagement-Prozess einzubeziehen.
Die SCHUFA kann durch ihren einzigartigen Datenbestand wie keine andere Auskunftei zu nahezu jedem Verbraucher in Deutschland eine aussagekräftige Auskunft liefern. So können unter anderem Neukunden zuverlässig geprüft werden und Händler können kundenfreundliche Zahlarten und Konditionen anbieten. Dies erhöht die Kundenzufriedenheit und damit die Bindung an den Händler. Die Kunst ist, Betrug zu vermeiden, aber Geschäft zu ermöglichen – idealerweise durch eine Steigerung der Annahmequote.
Darüber hinaus sollten Online-Händler natürlich darauf achten, dass ihr Webshop sicher ist und sowohl die verwendete Software als auch das CMS stets auf dem neuesten Stand halten. Denn Sicherheitslücken in Webshop-Software können von Cyberkriminellen ausgenutzt werden.
Was tun, wenn ich trotz sämtlicher Präventionsmaßnahmen Opfer von Betrug geworden bin?
Auf jeden Fall die Polizei einschalten und eine Anzeige erstatten. Außerdem sollten Händler im Nachgang eines Betrugs eruieren, wie es dazu kommen konnte, welche Schwachstellen es eventuell im Unternehmen gibt und wie diese weiter abgesichert werden können.
Über den Interviewpartner:
Jochen Senger ist Key Account Manager für den Bereich Versandhandel, eCommerce und Dienstleister bei der SCHUFA Holding AG. Diese bietet Unternehmen seit mittlerweile 90 Jahren Produkte und Lösungen zum Schutz vor Zahlungsausfällen und Betrug, zum Beispiel durch Bonitäts- und Identitätsprüfungen. Durch den umfassenden Datenbestand von kreditrelevanten Informationen zu 67,2 Mio. Privatpersonen und 5,3 Mio. Unternehmen kann die SCHUFA sowohl im B2C- als auch im B2B-Geschäft aussagekräftige Auskünfte in Echtzeit liefern. Mehr Informationen unter: https://www.schufa.de/de/unternehmenskunden/
Privatpersonen können auf dem Portal www.meineSCHUFA.de unter anderem jederzeit ihre bei der SCHUFA gespeicherten Daten einsehen oder selbst eine Auskunft über ein Unternehmen einholen.
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© Sarah-Yasmin Fließ – exali AG