Die 6 spektakulärsten Fails von Architekten und Ingenieuren
Wasserschäden, Risse im Fundament, Schimmelbefall. Wer seine Informationen aus der Tageszeitung bezieht, könnte davon ausgehen, dass gravierende Mängel bei großen Bauprojekten eher die Regel als die Ausnahme sind. Hinzu kommt: Je früher im Bauvorhaben ein Fehler passiert, umso teurer wird es. Deswegen sind bereits bei der Planung verursachte Bauschäden die spektakulärsten. Hier finden Sie unsere Top sechs der Fails von Architekten und Ingenieuren.
Londoner Walkie-Talkie bringt Jaguar zum Schmelzen
Was ist passiert?
Als sein Walkie-Talkies in London eingeweiht wurde, dürfte der Stararchitekt Rafael Viñoly besonders stolz gewesen sein. Der massive Wolkenkratzer fügt sich nahtlos in die Londoner Skyline und wirkt durch seine kopflastige Form, als würde er sich neugierig über das Bankenviertel beugen. Die innovative Idee des Architekten: Damit sich das Innere des verglasten Komplexes nicht aufheizt, setzte er auf eine Fassade mit Hohlspiegeln. Diese reflektieren das Licht besonders gut und schützen so die Insassen vor Hitze. Wie sich aber mit der Zeit herausstellte, hatte Viñoly nicht an die Menschen außerhalb des Gebäudes gedacht. Wegen der verwendeten Scheiben wirkt die Fassade des Gebäudes von außen wie ein Brennglas, das Licht bündelt und als konzentrierten Strahl zurückwirft. Und dieser Strahl hat es in sich: Er verformte Teile eines parkenden Jaguars und versengte die Fußmatte des nahen Friseursalons. Tagelang konnte man am Straßenrand Reporter beobachten, die die Kraft des Lichtstrahls beim Braten von Spiegeleiern oder Backen von Keksen demonstrierten. Gelöst wurde das Debakel am Ende mit schwarz verkleideten Gerüsten, die betroffene Geschäfte abschirmen sollen.
Wer hat es verbockt?
Der Effekt geht auf einen Planungsfehler des Architekten zurück. Der Vorfall klingt nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen, wüsste man nicht, dass der Architekt den Brennglaseffekt schon zuvor an einem Hotel in Las Vegas verursacht hatte.
Was hat es gekostet?
Die Immobilienfirma und Besitzerin des Gebäudes reagierte sofort, und entschädigte den Jaguar Fahrer umfassend. Außerdem schaffte sie die schützenden Gerüste an. Deswegen ist über die Schadenshöhe nichts bekannt. Bei einer Klage wäre es für das Architekturbüro teuer geworden.
Die Elbphilharmonie: 10mal so teuer wie geplant
Was ist passiert?
Mittlerweile gilt die Elbphilharmonie vor allem als glänzender Prachtbau, der die in den Hamburger Hafen einfahrenden Schiffe begrüßt und atemberaubende Konzertveranstaltungen ausrichtet. Die negativen Schlagzeilen haben wir dennoch nicht vergessen. Wegen der umfassenden Schwierigkeiten am Bau wurde dieser oft mit dem Berliner Flughafen und Stuttgart 21 verglichen. Allerdings wurde die Elphi immerhin fertig. Das Problem: Die horrenden Summen, die das Projekt verschlang. Eingeplant waren 77 Millionen, gekostet hat es am Ende 800 Millionen Euro. Die Diskrepanz kommt dadurch zustande, dass das zuständige Architekturbüro einen Kostenvoranschlag machte und daraufhin den Zuschlag bekam. Das Projekt wurde allerdings nicht bis zum Ende durchgerechnet. Die besondere Statik des Gebäudes und der nachgiebige Hafenschlick stellten die Baufirma dann immer wieder vor Probleme, die hohe Kosten verursachten.
Wer hat es verbockt?
Das Hauptproblem am Projekt Elbphilharmonie ist, dass sich jeder auf den Kulturbau gefreut hatte und deswegen nicht so genau hingesehen hat. Hier haben viele eine Teilschuld, der Architekt, die Ingenieure, Stadt und Land Hamburg, der Bürgermeister und die Baufirma.
Was hat es gekostet?
800 minus 77 ergibt 723 Millionen, die das Projekt am Ende teurer war. Ganz so einfach ist die Rechnung in Realität aber nicht. Der Fehlbetrag ist kein Schaden, für den jemand verantwortlich gemacht werden kann, da der zugrunde liegende Kostenvoranschlag nicht konkret genug formuliert war. Und obwohl dieses Millionengrab in die Geschichte eingehen wird, haben die meisten Hamburger ihre Elphi mittlerweile ins Herz geschlossen.
Das Eishockeystadion der Augsburger Panther: Wo ist der Puck?
Was ist passiert?
Der Augsburger Eishockey Verein sorgt zurzeit vor allem mit seinem kometenhaften Aufstieg in die Europaliga für Aufsehen. 2010 richtete sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aber eher auf das Curt-Frenzel-Stadion, dem Zuhause des AEV. Da sich die Anforderungen der DEL an ihre Spielstätten verschärft hatten, sollte das Stadion nach außen komplett geschlossen werden. Nachdem das Stadion bereits 1936 eröffnet worden war, wurde beschlossen die Maßnahme mit einer generellen Modernisierung zu verbinden. Gesagt, getan, beim Eröffnungsspiel offenbarten sich aber gleich zwei fatale Fehlkonstruktionen. Die Erste: Wegen des geringen Neigungswinkels der Tribünen konnten die Fans nicht an den vor ihnen sitzenden Zuschauern vorbeisehen. Die Zweite: Auch ohne andere Gäste gab es keinen freien Blick aufs Spielfeld, weil die Eisfläche 90 cm zu tief geplant war.
Wer hat es verbockt?
Die beteiligten Architekten hatten zuvor noch nie eine Sportstätte gebaut oder saniert und haben sich mit diesem Großprojekt wohl zu viel zugemutet. Zudem gab der Kommunale Prüfungsverband (KPV) Änderungen in Auftrag, die mit dem zuständigen Stadtrat nicht abgesprochen waren.
Was hat es gekostet?
Das Anheben der Eisfläche sowie der Neubau der Tribüne haben am Ende etwa 2,7 Million Euro gekostet. Da es sich hier um die Nachbesserung von Konstruktionsmängeln handelte, mussten die Architekten die Kosten übernehmen.
Unibibliothek Freiburg: Undicht, Albtraum-Tür, kaputter Boden
Was ist passiert?
Auch beim Bau der Universitätsbibliothek Freiburg lief einiges schief, und zwar nicht nur wegen der 15 unterschiedlich geneigten Fronten. Ähnlich wie beim Walkie-Talkie wurde die verglaste Fassade zum Problem, da diese je nach Lichteinfall vorbeifahrende Verkehrsteilnehmer blendete. Ein weiteres Problem verursachte eine Seitentür, die in eine der geneigten Seiten des Gebäudes eingebaut war und deswegen über einen halb automatischen Schließmechanismus verfügte. Dieser war allerdings so komplex, dass er immer wieder Probleme machte, weshalb die Tür klemmte und ständig defekt war.
Wer hat es verbockt?
Die Seitentüre sowie der Blendeffekt gehen auf die Fehlplanung eines Schweizer Architekturbüros zurück. Das Gebäude hat aber noch einige weitere Defekte, wie undichte Stellen, klapprige Zierbleche an der Fassade und einen gebrochenen Boden in der Eingangshalle. Ob die Mängel neben der Fehlplanung auch auf Materialien schlechter Qualität zu führen sind, für die dann die Baufirma verantwortlich wäre, muss erst in einem Gerichtsverfahren geklärt werden.
Was hat es gekostet?
Bisher belaufen sich die Schäden auf etwa eine halbe Million Euro. Allerdings kommen immer neue Probleme dazu, die sich noch nicht beziffern lassen. Erst 2018 kam zum Beispiel auf, dass die Lüftung des Komplexes nicht gut funktioniert, weshalb Angestellte über tränende Augen und ausgetrocknete Schleimhäute klagten.
Wer sich ausführlich über die Pannenbibliothek informieren möchte, dem empfehlen wir unser Video sowie den Artikel zum Thema.
Taucher als Bauarbeiter: Das Empfangsgebäude zur Berliner Museumsinsel
Was ist passiert?
Eindrucksvoll ragt der weiße Eingangskomplex über die Berliner Museumsinseln und lässt bei der Eröffnung im Sommer 2019 nichts mehr von den Problemen erahnen, die das Gebäude beim Bau plagten. Der Prestigebau an der Spree wurde von Stararchitekt David Chipperfield geplant und stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Insgesamt 1200 Pfähle mussten von Tauchern in den matschigen Grund getrieben werden, um das Fundament zu stabilisieren. Zudem hatte die Tiefbaufirma gepfuscht und ging im Lauf des Gerichtsprozesses um den Schadenersatz insolvent.
Wer hat es verbockt?
Definitiv die verklagte Tiefbaufirma. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Architekt hätte wissen müssen, dass sein Entwurf mit dem schlammigen Boden nicht wirklich kompatibel ist.
Was hat es gekostet?
Aus 71 veranschlagten Millionen wurden 134 Millionen Euro, die der Bau am Ende verschlungen hat. Damit hat das Gebäude fast das Doppelte gekostet wie geplant und wird deshalb von den Berlinern die teuerste Garderobe der Welt genannt.
Müngstener Brücke: Bitte aussteigen und per Bus außen rum fahren
Was ist passiert?
Die Müngstener Brücke verbindet Solingen und Remscheid und ist die höchste Bahnbrücke Deutschlands. Viele Touristen besuchen die über 100 Jahre alte Brücke jedes Wochenende und genießen den beeindruckenden Ausblick. Für den Bahnverkehr war die Brücke allerdings einige Jahre nicht nutzbar. Die alte Stahlkonstruktion war sanierungsbedürftig und wurde deswegen verstärkt. Während der Bauarbeiten mussten die durchschnittlich 3000 Fahrgäste pro Tag vor der Brücke aussteigen, mit dem Schienenersatzverkehr die Serpentinen nach unten fahren, um die Wupper zu überqueren, und wieder hoch, um weiterfahren zu können. Der Umweg nahm insgesamt 20 Minuten in Anspruch. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten wurde allerdings klar, dass auch die fertige Bücke nicht zu gebrauchen war. Der Deutschen Bahn war ein fataler Rechenfehler passiert. Denn die Aufsichtsbehörde gab die Brücke für ein Gesamtgewicht von 72 Tonnen frei, die Züge wiegen leer allerdings bereits 70 Tonnen. Die Passagiere wurden bei der Berechnung vergessen. Eine Zeit lang passierten die Fahrgäste und der Zug die Wupper also getrennt voneinander. Hinterher stellte sich heraus, dass das Achsgewicht auch ohne Menschen bereits zu hoch gewesen wäre. Die Brücke wurde also wieder gesperrt und erneut saniert. Seit 2015 kann die Brücke wieder befahren werden, auch mit Fahrgästen.
Wer hat es verbockt?
Hier war es ausnahmsweise mal nicht der Architekt, sondern der Bauingenieur, dem ein peinlicher Rechenfehler passiert war. Nachdem der aber bei der Deutschen Bahn angestellt war und der Schaden beim Unternehmen entstand, gab es keine Entschädigung.
Was hat es gekostet?
Die erneute Sanierung der Brücke kostete 30 Millionen Euro und wurde, im Gegensatz zu den vorher genannten Fahrgästen, von der Bahn getragen.
Unsere Top 3 der Baufehler im Video:
Auch Verrechnet? Kein Problem mit einer Berufshaftpflichtversicherung
Wenn bei Großprojekten etwas schief geht, wird natürlich sofort darüber berichtet. Aber auch im Alltag von Architekten und Ingenieuren, die keine Prestigebauten planen, passieren immer wieder Fehler. Die sind dann nicht nur ärgerlich, sondern richtig teuer und können bei kleinen Büros sogar existenzbedrohend werden. Denken Sie deshalb rechtzeitig an die Absicherung Ihres Business mit einer Haftpflichtversicherung für Architekten und Ingenieure über exali.de. Dank des praktischen Online-Rechners sind Sie innerhalb weniger Minuten versichert und so vor den typischen Risiken im Berufsalltag geschützt. Selbst Sach- oder Personenschäden die nicht mit der Planungsleistung in Zusammenhang stehen, sind von der integrierten Büro- und Betriebshaftpflicht abgedeckt.
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