Onlinegründung – so gelingt der Einstieg ins digitale Business

Worauf es bei der Gründung Ihres Onlinebusiness ankommt, haben wir auch in diesem Video für Sie zusammengefasst:

Online gründen – Vorbereitung ist alles

exali: Es klingt herrlich simpel: Ich mache mich selbständig, erstelle eine Webseite und verkaufe darüber meine Produkte oder Dienstleistungen und werde reich. Ist es wirklich so schön einfach?

Torsten Montag:
Selbstverständlich ist es das nicht. Es gehört schon etwas mehr dazu, als eine Domain anzumelden und einen Onlineshop ins Netz zu stellen. Neben wirtschaftlichem und kaufmännischem Verständnis, sollten Sie auf jeden Fall wissen, wie Sie potenzielle Käufer:innen auf Ihre Website ziehen und was es zum Thema Suchmaschinenoptimierung und Besuchergewinnung zu wissen gibt. Daneben ist es auch nicht verkehrt, etwas programmieren zu können, um kleinere Online-Probleme selbst zu lösen.

Neben diesen technischen Dingen beobachte ich außerdem stets, wie Existenzgründer:innen loslegen, ohne eine Wettbewerbsanalyse durchgeführt zu haben. Es ist also auf jeden Fall empfehlenswert (wie übrigens auch bei der Offline-Gründung) Wettbewerber:innen und Konkurrent:innen zu analysieren und zu überprüfen, ob sich ein Markteintritt überhaupt lohnt.

Ist Ihr Onlinebusiness zukunftsfähig?

exali: Einfach mal loslegen und schauen was passiert – ist das für Gründer:innen grundsätzlich eine Idee oder sollte es immer einen Businessplan geben?

Torsten Montag: Sie müssen nicht zwangsläufig einen Businessplan erstellen. Wenn es die Zeit hergibt, ist es jedoch empfehlenswert. Bei einigen Onlinegründungen reicht es aber aus, einen A-/B-Test durchzuführen, um durch Livedaten aus der Praxis festzustellen, ob eine Nachfrage zu Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung existiert.

exali: Über welche Punkte sollte ich mir im Vorfeld unbedingt Gedanken machen?

Torsten Montag:
Wie bereits oben angedeutet, ist eine Wettbewerbs- beziehungsweise Konkurrenzanalyse zwingend erforderlich. Auch sollten Sie Ihr Angebot hinsichtlich seiner Zukunftsausrichtung prüfen. Handelt es sich um ein saisonales Produkt, eine Onlinedienstleistung oder etwas Haptisches wie ein Printprodukt? Wird die Nachfrage nach Ihrem Angebot in Zukunft weiter steigen oder eher sinken?

Kundenakquise: Die Basis für jede erfolgreiche Onlinegründung

exali: Ohne Kundinnen und Kunden kein erfolgreiches Business: Wie gelingt mir eine nachhaltige Akquise?

Torsten Montag:
Eine nachhaltige Akquise kann im Internet über unterschiedliche Kanäle erfolgen. Alle haben jedoch eins gemein: Es bedarf sehr viel Zeit, diese Kanäle zu pflegen und so die Besucherströme zu lenken. Diese Kanalpflege sieht im Social Media Bereich übrigens auch ganz anders aus, als im Suchmaschinenbereich. Fragen Sie auf jeden Fall eine Expertin oder einen Experten und holen Sie sich fachlichen Rat! Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Nachhaltige Akquise geht idealerweise stets mit einem Vertrauensgewinn einher: Denn ohne Vertrauen wird auch im Internet niemand Geld für Ihre Dienstleistung oder Produkte ausgeben, egal über welchen Kanal, zu Ihnen gefunden wird.

Online gründen: Ausreichend Ressourcen bereitstellen

exali: Wie viel Geld muss ich in die Hand nehmen, um mein Onlinebusiness zu starten und ordentlich zu betreiben? Gibt es da Unterschiede, je nachdem, in welcher Branche ich tätig sein möchte?

Torsten Montag:
Diese Frage lässt sich sehr schwer beantworten, da es insbesondere auf die eigenen fachlichen und kaufmännischen Fähigkeiten ankommt, auf die Art und Weise, wie Sie online verkaufen möchten, aber auch auf die möglichen Besucherquellen. Selbstverständlich hängt eine Antwort auf diese Frage auch davon ab, welche Dienstleistung oder welches Produkt Sie anbieten möchten und wie groß die Konkurrenz diesbezüglich bereits vor Ihrem Unternehmensstart ist.

Eine grundsätzliche Empfehlung kann ich dennoch geben: Sorgen Sie vor Ihrer Gründung für ausreichende finanzielle Ressourcen und kalkulieren Sie lieber großzügig. Ein vier- bis fünfstelliges Budget sollte man für die ersten ein bis zwei Jahre schon einplanen.

Gründungsrisiko Rechtsverletzung

exali: Welche rechtlichen Aspekte muss ich generell beachten, wenn ich online gründen möchte?

Torsten Montag:
Erfahrungsgemäß ist rechtlich einiges zu beachten. Für eine Onlinepräsenz sind einige Texte vorgeschrieben, unter anderem Impressum und Datenschutzerklärung. Noch schwieriger wird es beim Verkauf von Produkten über einen Onlineshop, dann benötigen Sie zusätzlich eine Widerrufsbelehrung und Allgemeine Geschäftsbedingungen, die immer aktuell formuliert sein müssen. Wer diesbezüglich keine Erfahrungen oder Fachkenntnisse hat, sollte auf jeden Fall eine Expertin oder einen Experten hinzuziehen. All das würde ich in den meisten Fällen in die Hände einer Rechtsanwältin oder eines Rechtsanwalts geben. Auch möchte ich jedem ans Herz legen, auf Plagiate zu verzichten und stattdessen auf einzigartigen Content zu setzen.

exali: Existieren Risiken, mit denen prinzipiell jede:r Gründer:in umgehen muss und kann ich mich dagegen irgendwie absichern?

Torsten Montag:
Ein generelles Risiko im Internet ist, abgemahnt zu werden. Daher empfehle ich stets: Schreiben Sie Ihre redaktionellen Texte immer selbst und erstellen Sie auch notwendige Bilder, Illustrationen oder Fotos in Eigenregie. So gehen Sie zumindest dahingehend sicher, dass sie nicht wegen Rechtsverletzungen abgemahnt werden, weil Sie Inhalte unerlaubt verwendet haben. Außerdem gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, wie man online Schwierigkeiten hinsichtlich technischer, juristischer oder kaufmännischer Natur bekommen kann. Aber eine Abmahnung samt Schadenersatzforderung wegen einer Rechtsverletzung oder einem fehlerhaften Impressum ist wohl eines der größten Risiken für Selbständige.

Externe Unterstützung für Ihre Onlinegründung

exali: Kann auch Hilfe durch externe Dienstleister:innen eine Unterstützung sein? Welche Angebote sind sinnvoll?

Torsten Montag:
Im Rahmen der Existenzgründung im Internet gibt es eine Menge Dienstleister:innen, die durch Onlinetools oder -beratung helfen können. Welches Angebot geeignet ist, hängt wiederum von der grundsätzlichen Ausrichtung der Gründer:innen ab. Virtuelle Assistent:innen können einem hier viele administrative Aufgaben abnehmen.

Wettbewerbstechnisch können Sie beispielsweise Online-Unterstützung nutzen, um so zumindest die Konkurrenz im Auge zu behalten. Außerdem empfehle ich ein Tool, das regelmäßig Ihre Webseite oder den Onlineshop auf Fehler überprüft und Alarm schlägt, sollte etwas nicht korrekt laufen. Google Analytics beispielsweise erhebt Daten über den Traffic auf Ihrer Onlinepräsenz und lässt Rückschlüsse darauf zu, an welcher Stelle Sie Ihre Website noch optimieren können. Darüber hinaus nutze ich selbst auch einen juristischen Dienst, der mir redaktionelle Rechtstexte liefert und mir bei Abmahnungen unter die Arme greift.

Onlinegründung: Die drei häufigsten Fehler

exali: Welche Fehler begegnen Ihnen bei Onlinegründungen immer wieder?

Bei Onlinegründungen beobachte ich immer wieder folgende Fehler:

Viele Gründer.innen bauen ihre Onlinepräsenz auf, ohne vorher eine Wettbewerbsanalyse betrieben zu haben. Sie wissen nicht, wie groß die Konkurrenz um ihr Angebot ist und können nicht abschätzen, ob sie die gewählte Nische überhaupt erfolgreich besetzen können.

Auch das Thema „Besuchergenerierung“ wird immer wieder unterschätzt. Lenken Sie über verschiedene Kanäle potenzielle Käufer:innen auf Ihre Website – denn ohne Kundschaft haben Sie keine Chance auf ein erfolgreiches Business.

Oft mangelt es zudem an technischen Kenntnissen in Bereichen wie Conversion-Optimierung, Gestaltung von Landingpages sowie deren Zielsetzung und die Optimierung der Website. Wer online gründen möchte, muss sich in vielen verschiedenen Bereichen informieren.

Unser Interviewpartner Torsten Montag:

 

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Online-Portal Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.