Lebensmittel im Onlineshop: Hier steckt noch Potenzial für Shopbetreiber
Nie wieder samstags einkaufen!!! Wer kennt dieses Mantra nicht? Jeden Samstagvormittag schieben sich ganze Einkaufswagenparaden durch die viel zu engen Supermarktgänge, begleitet von Kindergebrüll und dem gestressten Schnauben der Supermarktkassiererin. Wie verlockend scheint da die Idee, einfach vom Sofa aus den Wochenendeinkauf zu erledigen? Mit wenigen Klicks stressfrei die gewünschten Lebensmittel an die Türschwelle ordern…. Das Bedürfnis der Käufer ist zwar geweckt, doch mit der Umsetzung hinken Onlineshops noch deutlich hinterher.
Warum Foodshopping im deutschen eCommerce noch nicht wirklich angekommen wird, nehmen wir heute auf unserer InfoBase unter die Lupe.
Wocheneinkauf aus dem Web?
Lebensmittel im Internet zu bestellen ist keine revolutionäre Idee mehr; schon seit geraumer Zeit gibt es zahlreiche Anbieter, die Nahrungsmittel aus dem Web an die Haustür liefern und dennoch bleibt der durchschlagende Erfolg aus. Woran liegt es also, dass – obwohl das Kundeninteresse definitiv vorhanden ist – bisher kein großer Ansturm auf Internetsupermärkte zu verzeichnen ist? Dieser Frage hat sich die Internet World Messe kürzlich angenommen und sieben deutsche Lebensmittelshops auf die Probe gestellt.
Service lässt zu wünschen übrig
Die Testkandidaten waren: Allyouneed Fresh, Bringmeister (Tengelmann), Edekalebensmittel.de, Freshfoods, Mytime, Lebensmittel.de/Gourmondo und Rewe Online. Die Internet World Messe ist bei ihrem Praxistest auf ein großes Problem gestoßen, das auch das EHI Retail Institute in einer Studie aufgedeckt hat: Die Auswahl an frischen Lebensmitteln ist eindeutig zu gering.
Nur etwas mehr als ein Drittel der untersuchten Onlinehändler bieten überhaupt frische Lebensmittel an. Weshalb also sollte der Kunde seine Lebensmittel online bestellen, wenn er für Wurst, Obst, Fleisch und Co. ohnehin die Couch noch einmal verlassen muss.
Im Praxistest der Internet World Messe haben sich allerdings noch weitere Schwachstellen der Lebensmittelshops aufgetan. Dazu gehören zum Beispiel schlechte Suchfunktionen, die das Unternehmen so beschreibt:
„Während beim Online-Händler Edeka-lebensmittel.de die Suche nach dem Fruchtaufstrich fast zur Detektivarbeit ausartet, stehen beim Konkurrenzshop Freshfoods die Marmeladen so wild gewürfelt nebeneinander, dass ein schneller Überblick, welche Sorten es von z.B. von [sic!] Schwartau gibt, unmöglich ist.“
Doch nicht nur die Suchfunktionen bereiten Probleme, der Kundenservice ist eine weitere Schwachstelle, die das Einkaufserlebnis vermiest. So erlaubt die Tengelmann-Online-Tochter Bringmeister.de teilweise nur Großbestellungen im Kilopack. Im Test waren bei Ziegen-Gouda oder Bananen in der Mengenangabe nur Kiloangaben vorgesehen; Gramm sind in der Mengenangabe des Shops schlicht nicht existent.
Auch die DHLTochter Allyouneed Fresh hat im Test nicht unbedingt geglänzt. Nach mehreren Anmeldeversuchen hat der Kunde erst am Ende des Bestellprozesses erfahren, dass ein Großteil der ausgesuchten Produkte nicht mehr verfügbar ist.
Lieferzeiten und Versandkosten
Hat der Kunde sich im Shop schließlich zurechtgefunden und eine Bestellung abgesetzt, erwartet ihn die nächste Service-Hürde. Die Shops bieten zwar Same Day Delivery – also die Lieferung am Bestelltag – doch davon profitieren nur Kunden in Ballungszentren. Auf dem Land umfasst die Lieferzeit bis zu zwei Tage. Darüber hinaus kostet die Lieferung den Kunden zwischen drei und fünf Euro, mit einem Kühlzuschlag für tiefgefrorene Lebensmittel. Einzig der Shop Allyouneed liefert ab 40 Euro Bestellwert versandkostenfrei.
Lebensmittelshops haben noch einen weiten Weg vor sich
Die Schwächen, die Onlinehändler für Lebensmittel in Deutschland zeigen, führen am Ende zu einem durchwachsenen Testfazit:
„Insgesamt zeigt der Test, dass es bislang keinem der Shop-Betreiber gelungen ist, den Wocheneinkauf im Web hundertprozentig abzubilden“, kommentiert Daniela Zimmer, Content Managerin des Internet World Kongresses und Ressortleiterin E-Commerce der Fachzeitschrift Internet World Business, das Ergebnis des Tests. „Im Schnitt hat jeder Deutsche 3,5 Supermärkte in Laufweite. Wer es mit den stationären Märkten ernsthaft aufnehmen will, muss in Sachen Sortiment, Preis und Kundenservice schon schwere Geschütze auffahren. Am Ende bleibt der Eindruck, dass der Einkauf im realen Supermarkt irgendwie näher am Alltag ist als im Online-Lebensmittelhandel.“
Potenzial entdecken und ausschöpfen
Unkompliziert, eine große Auswahl, schnell und möglichst günstig: Diesen Anforderungen der Kunden an Onlineshops können Lebensmittelhändler im Web noch nicht gerecht werden. Doch damit zeigt sich auch ganz klar, dass im Lebensmittelhandel im Netz noch viel Platz für neue Shopbetreiber mit guten Konzepten ist. Die Anforderungen sind zwar hoch, doch die Bedürfnisse der Kunden sind längst kein ungelöstes Mysterium mehr. Mit der richtigen Strategie lässt sich also im Lebensmittelhandel durchaus noch Boden gutmachen. Im Gegensatz dazu ist der Konkurrenzdruck, zum Beispiel im Online-Buchhandel, alleine durch den Versandriesen Amazon bereits so hoch, dass sich Neueinsteiger kaum durchsetzen können. Es bleibt also abzuwarten, dass Lebensmittelhändler die Geschäfte professionalisieren und das Marktpotenzial für Lebensmittel im Web voll ausschöpfen. Denn der Bedarf ist ganz klar noch nicht gedeckt.
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Weiterführende Informationen:
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© Sarah-Yasmin Fließ – exali AG