Wie deutsche Onlinehändler gegen Konkurrenz aus China bestehen
Chinesische Händler profitieren von billigen Postgebühren
„Das ist eine massive Schädigung des deutschen Standorts und kostet Tausende Arbeitsplätze.“ Das sagte der Präsident des Verbandes für E-Commerce und Versandhandel (BEVH), Gero Furchheim, der Deutschen Presseagentur. Mit „das“ meint er die geringen Gebühren für Warensendungen aus China. Diese gehen auf eine Regelung des Postvereins zurück, der seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt, und waren ursprünglich zur Unterstützung armer Länder gedacht. Heute sorgt der günstige Tarif angesichts der Massen an Warenlieferungen aus China (Schätzungen zufolge 70 Millionen im vergangenen Jahr) für Ärger. Denn „in Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache“, sagt Furchheim. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für europäische Onlinehändler.
Aber auch die Onlinehändler aus den USA laufen Sturm gegen die Billig-Gebühren für chinesische Händler. Deshalb haben die USA gedroht, aus dem Weltpostverein auszutreten, wenn sich nichts ändert. Ende September gab es daher eine Krisensitzung beim Weltpostverein in Genf, in der die 192 Mitglieder einen Kompromiss beschlossen haben. Demnach darf die US-Post für internationale Post ab Juli 2020 70 Prozent dessen verlangen, was Inlandssendungen kosten und dies nach und nach auf maximal 80 Prozent erhöhen. Andere Länder dürfen später nachziehen (ein genaues Datum ist noch nicht bekannt). Es besteht also die Hoffnung, dass auch Deutschland bald die Gebühren für Sendungen aus China erhöhen darf.
Unfairer Wettbewerb: Umsatzsteuerbetrug und gefälschte Bewertungen
Es gibt jedoch noch mehr Probleme mit der Konkurrenz aus Fernost. Denn auch bei der Produktsicherheit ist der Wettbewerb unfair. Deutsche Unternehmen geben Millionen für Sicherheitstests aus, an denen ausländische Anbieter sparen. Der deutsche Markt wird von mangelhaften Waren regelrecht überschwemmt.
Darüber hinaus haben die Behörden hierzulande mit Umsatzsteuerbetrug vor allem chinesischer Händler zu kämpfen. Das heißt konkret: Der Käufer zahlt den Preis inklusive Mehrwertsteuer, die Händler aus China führen jedoch keine Umsatzsteuer an den deutschen Fiskus ab. Da die Verkäufer in China, Hongkong oder Taiwan sitzen, können deutsche Behörden kaum etwas gegen sie unternehmen. Doch es gibt einen Lichtblick: Ein neues Gesetz der Bundesregierung zeigt Wirkung. Dieses nimmt nämlich die Online-Plattformen wie Amazon in die Pflicht und macht sie haftbar, wenn sie nicht dabei helfen, den Umsatzsteuerbetrug einzudämmen. Dazu müssen sie sich von allen Händlern die vollständige Anschrift und Steuernummern sowie die Umsatzhöhe geben lassen – und Händler von den Plattformen ausschießen, die dieser Auskunftspflicht nicht nachkommen. Und das Gesetz greift: Während einer Übergangsfrist hatten sich bis Frühling 2019 bereits 15.000 Händler beim zuständigen Finanzamt Berlin-Neukölln registriert.
Auch gefälschte Bewertungen der chinesischen Konkurrenten machen deutschen Online-Händlern das Leben schwer. Denn mit gekauften Bewertungen manipulieren sie ihr Ranking und können so auf Plattformen wie Amazon ganz oben landen. Ehrliche Händler, die vielleicht nur wenige echte Bewertungen haben, können dann weder beim Preis noch beim Ranking mit den Händlern aus China mithalten.
Wie deutsche Onlinehändler sich gegen die Konkurrenz aus China behaupten
Die Konkurrenz aus China ist als groß und spielt nicht immer fair. Doch was können deutsche Onlinehändler dagegen unternehmen?
Mit Service punkten
Auch wenn chinesische Produkte oft unschlagbar billig sind – mit Service punkten die Anbieter aus China nicht: Lange Lieferzeiten, oft gar kein oder kein deutschsprachiger Kundenservice, keine Kontakt- und Reklamationsmöglichkeiten, schwierige Rücksendebedingungen. Wer in China bestellt, muss mit Problemen rechnen. Und hier liegt die Chance für deutsche Onlinehändler: Sorgen Sie für schnelle Lieferzeiten, reagieren Sie schnell und freundlich auf Anfragen und Reklamationen und bearbeiten Sie Rücksendungen schnell und unkompliziert.
Sicherheit geht vor
Ware aus China ist oft defekt, unbrauchbar oder gesundheitsschädlich – und kann sogar lebensgefährlich werden. Vor einigen Jahren waren bei Amazon und eBay beispielsweise LED-Lampen aus China in Umlauf, die unzureichend isoliert waren und im Extremfall einen tödlichen Stromschlag verursachen konnten. Besonders gefährlich: Diese Lampen waren mit einem CE-Zeichen versehen und suggerierten dem Käufer so, dass sie die EU-Standards erfüllen. Neben diesen Produktmängeln sind aber Geld und Daten der Kunden bei Bestellungen in China oft nicht sicher. Kunden, die in China bestellen, können nicht wissen, wo ihre Daten landen und ob die Zahlung unproblematisch verläuft. Einigen Kunden wurde beispielsweise der Verkaufspreis für eine Ware gleich mehrmals vom Konto abgebucht. Das Geld vom chinesischen Shop zurückzubekommen ist fast unmöglich.
Auch bei diesen Themen können deutsche Onlinehändler der Konkurrenz aus China trotzen. Zeigen Sie Ihren Kunden, dass sie Ihnen vertrauen können. Binden Sie Trust-Elemente wie Güte- und Qualitätssiegel, Kundenreferenzen, Testberichte, technische Sicherheitsmaßnahmen (SSL-Verschlüsselung, sicherer Bezahlvorgang) in Ihren Onlineshop ein. Dabei sollten Sie die Trust-Elemente immer so platzieren, dass diese auf der Website gut sichtbar sind und auch an anderer Stelle wieder aufgegriffen werden (zum Beispiel in E-Mail-Newslettern).
Die richtige Absicherung für Ihren Webshop schafft Vertrauen
Auch mit der richtigen Berufshaftpflicht zeigen Sie Ihren Kunden, dass Sie vertrauenswürdig sind. Denn der Kunde weiß, dass Ihr Business abgesichert ist und im Schadenfall mit Ihnen eine schnelle und professionelle Lösung möglich ist. Dass Sie sich darüber bereits Gedanken gemacht haben, bevor etwas passiert, zeugt von Professionalität.
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Hinweis
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© Ines Rietzler – exali AG