Schufa: Darum ist sie für Selbständige und Unternehmen wichtig
Die Schufa spielt als Deutschlands größte Auskunftei für Freelancer, Selbständige und Unternehmen eine wichtige Rolle. Sie ist wichtig, um eine Business-Idee zu finanzieren, ein Büro zu mieten oder geschäftliche Partnerschaften einzugehen. Im Artikel erfahren Sie, wie eine Schufa-Auskunft aussieht, wie Sie an eine Selbstauskunft gelangen und was sie bedeutet. Zusätzlich beleuchten wir aktuelle Entwicklungen.
Was tut die Schufa?
Ausgeschrieben bedeutet Schufa „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“. Bei ihr handelt es sich um eine Wirtschaftsauskunftei. Sie sammelt Daten zur Kreditwürdigkeit von Privatpersonen und Unternehmen – und verkauft diese auch. Ihre Erkenntnisse geben an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand einen Kredit komplett in einer gesetzten Frist zurückzahlt.
Wenn Ihre Kundschaft die Rechnung nicht begleicht, müssen Sie das nicht hinnehmen! Im Artikel Die Kundschaft zahlt nicht? Das können Sie tun! verraten wir Ihnen, welche Optionen Sie ausschöpfen können.
Das funktioniert folgendermaßen: Stelle Sie sich vor, Sie beantragen einen Kredit. Die Bank reicht die kreditrelevanten Daten über Sie an die Schufa weiter. Sie verraten, wann Sie einen Kredit abgeschlossen haben und bis wann Sie den Betrag zurückzahlen müssen. Bedienen Sie die Raten im vereinbarten Zeitraum, wirkt sich das positiv auf Ihre Kreditwürdigkeit aus. Gelingt Ihnen das nicht, verschlechtert sich Ihre Bonität. Auch Angaben zu Ihrem Wohnort, Ihrer Bank oder Zahlungsverpflichtungen wie Handyverträge wirken sich darauf aus.
Was bedeutet das Schufa-Scoring?
Kreditinstitute und Unternehmen Fragen bei Bedarf Daten bei der Schufa ab. Dafür fällt eine kleine Provision an. Im Gegenzug erhält die anfragende Person anonymisierte Daten. Diese sind zu einem Score zusammengefasst. Klasse A bedeutet eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 0,85 Prozent. Die schlechteste Klasse G legt nahe, dass jemand einen Kredit mit einer Wahrscheinlichkeit von 8,51 Prozent nicht zurückzahlt.
Wie erhalten Sie eine Schufa-Auskunft?
Die Schufa muss Anfragenden offenlegen, welche Informationen über sie gespeichert sind. Einmal im Jahr ist es möglich, eine Auskunft zu verlangen – entweder kostenpflichtig über meineschufa.de oder kostenlos bei Anbieterinnen und Anbietern wie bonify. Kommt dabei heraus, dass gespeicherte Daten nicht der Wahrheit entsprechen, können Betroffene ein Einspruchsschreiben verfassen – so widersprechen sie falschen oder lückenhaften Informationen. Die Auskunftei löscht veraltete Daten regelmäßig. Daten abbezahlter Kredite verschwinden nach drei Jahren aus der Datenbank, Kreditanfragen samt Konditionen nach einem Jahr.
Wie beeinflussen Sie den Schufa-Score?
Der Schufa-Score lässt sich positiv beeinflussen – am besten, indem Sie Ihre Verbindlichkeiten einhalten. Mehrere Konten oder Kreditverträge haben in diesem Zusammenhang keinen negativen Einfluss. Kündigungen, Mahnungen oder Pfändungen dagegen verschlechtern Ihren Schufa-Score erheblich. Auch viele Kontowechsel und Kreditanfragen verschlechtern Ihre Bewertung.
Ausstehende Forderungen können Sie übrigens auch an Factoring-Unternehmen auslagern. Wie dieses Modell funktioniert und für wen es sich eignet, lesen Sie hier: Factoring: Das sind die Vor- und Nachteile für Selbständige.
Warum ist die Schufa für Selbständige und Unternehmen wichtig?
Neben Auskunft über die eigene Bonität kann Ihnen die Schufa bei weiteren Herausforderungen im Business helfen.
- Bonität
Eine langfristig erfolgreiche Geschäftsbeziehung beruht auf Verlässlichkeit. Dazu gehört die Gewissheit, dass Ihre Kundschaft ausstehende Rechnungen zuverlässig begleicht. Über die Schufa erhalten Sie Informationen zu deren Bonität. - Identität
Mit fortschreitender Digitalisierung erlebt auch die Cyberkriminalität ein neues Hoch. Um das Risiko für Betrugsversuche zu senken, können Sie Ihren Kundinnen und Kunden über die Schufa ein Identifizierungsverfahren anbieten – damit stellen Sie sicher, dass Interessierte an Ihrem Angebot auch wirklich die sind, für die sie sich ausgeben. - Compliance
Abhängig von der Branche müssen Unternehmen bestimmte gesetzliche oder selbst auferlegte Vorgaben einhalten. In Kooperation mit Deloitte bietet die Schufa Unterstützung zur Erstellung und Einhaltung des ESG-Reporting. Dabei handelt es sich um ein Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. - Betrugsprävention
Gerade im Zuge der Digitalisierung nehmen Betrugsversuche zu. Die Schufa bietet Lösungen zum Thema Risikomanagement und hilft bei der Ermittlung der oder des wirtschaftlich Berechtigten im Transparenzregister.
Welche Vorgaben macht der EuGH für die Schufa?
Ende 2023 hatte der Europäische Gerichtshof festgestellt, dass das Scoring-System der Schufa in manchen Fällen gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstößt. Das ist immer dann der Fall, wenn zum Beispiel Banken diesem Scoring "maßgebliche" Rolle bei einer Vertragsentscheidung einräumen. Laut den Richterinnen und Richtern muss an derart wichtigen Entscheidungen stets ein Mensch mitwirken – eine Basis aus automatisiert verarbeiteten Daten genügt dafür nicht. Ausnahmen hiervon sind nur möglich, wenn die Mitgliedsstaaten eine nationale Vorschrift erlassen. In deutschen Bundesdatenschutzgesetz ist das der Fall.
Nun muss das Verwaltungsgericht Wiesbaden entscheiden, ob die Ausnahme im Bundesdatenschutzgesetz rechtmäßig ist. Sollte diese Entscheidung negativ ausfallen, wäre das Scoring der Schufa unzulässig.
Die Schufa selbst vermeldet in einem Statement, dass die Mehrheit der Unternehmen ihre Prozesse nicht weiter anpassen müssen. Für viele von ihnen ist das Scoring-System der Schufa zwar wichtig, aber nicht ausschlaggebend für die Vergabe eines Vertrags.
Urteil zur Datenspeicherung
In diesem Zusammenhang ist auch die EuGH-Entscheidung zur Speicherung von Daten aus öffentlichen Verzeichnissen erwähnenswert. Das umfasst beispielsweise das Insolvenzregister. Diese Daten sind ein halbes Jahr in einem amtlichen Portal frei zugänglich.
Die Schufa hat diese Insolvenzbekanntmachungen bisher für drei Jahre gespeichert. Mit dem Urteil des EuGH steht fest, dass Auskunfteien solche Daten nur so lange speichern dürfen, wie das öffentliche Insolvenzregister. Inzwischen speichert die Schufa Insolvenzinformationen aus eigener Initiative nur für sechs Monate. Offen bleibt die Frage, ob eine parallele Speicherung in dieser Zeitspanne rechtmäßig ist. Auch das muss nun das Verwaltungsgericht Wiesbaden klären.
Reform des Datenschutzgesetzes
Als Reaktion auf dieses Urteil hat das Bundeskabinett im Februar 2024 einen Gesetzentwurf verabschiedet. Künftig soll die Bonitätsprüfung von Verbraucherinnen und Verbrauchern nur noch in sehr engen Grenzen gestattet sein. Folgende Daten dürfen laut Entwurf künftig nicht mehr verwendet werden, um die Bonität einzuschätzen:
- Name
- Wohnadresse
- Personenbezogene Daten aus der Nutzung sozialer Netzwerke
- Informationen über Zahlungseingänge und -ausgänge auf und von Bankkonten
Auf diese Weise soll eine verlässliche, transparente Bonitätsprüfung gelingen, ohne Verbraucherinnen und Verbraucher zu diskriminieren.