Online-Repetitorien im Vergleich (Teil 3): Was kann Juracademy?

e-Learning erfreut sich immer größerer Beliebtheit – das gilt auch für den Bereich Jura. Online-Repetitorien versprechen, die angehenden Juristen genauso gut auf die Prüfungen des Staatsexamens vorzubereiten, wie klassische Repetitorien offline. Aber stimmt das auch? Um das herauszufinden, haben wir Jurastudent Rafael Giagheddu, der kurz vor seinem 1. Staatsexamen steht, damit beauftragt, die zwei großen Anbieter lecturio und Juracademy genau unter die Lupe zu nehmen.

Lernkontrolle: Multiple Choice Tests und die Auswertung durch einen Korrektor
Austausch und Interaktion mit anderen Nutzern
Usability und Device-(Un)abhängigkeit
 

Im zweiten Teil der Serie lagen die Kursangebote von „lecturio“ auf dem Untersuchungstisch. Heute stellen wir bei exali.de das Repetitorium von „Juracademy“ vor – samt aller Vor- und Nachteile. 

Skriptbasierte Lernmaterialen zu Grund- und Examenskursen

Wie lecturio bietet „Juracademy“ verschiedene Kurse in den drei Kategorien Öffentliches Recht, Zivilrecht und Strafrecht an – allerdings kann hier zwischen den Grundkursen, die Basics vermitteln und eher für Studierende in den unteren Semestern zur Vorbereitung auf die Semesterabschlussklausuren geeignet sind, und Examenskursen zur Vorbereitung auf die Staatsexamen gewählt werden. 

Bei den Angeboten von „Juracademy“ handelt es sich um skriptbasierte Kurse, Video-Vorlesungen gibt es nicht. Die Skripte, die als PDF heruntergeladen werden können, um auch unabhängig von PC oder Laptop zu lernen, sind dafür gut durchdacht. Um Verständnis und Übersicht zu verbessern, werden Definitionen und Prüfungsschemata in den Text eingebaut. 

Die einzelnen Lerneinheiten sind in drei Phasen gegliedert: Lernen, Vertiefen und Testen. Während der Lernphase arbeitet der Nutzer das Skript selbständig durch und eignet sich so den Lernstoff an. Die Lerngeschwindigkeit wird dabei grundsätzlich von „Juracademy“ festgelegt, denn die einzelnen abzuarbeitenden Themen werden erst nach und nach freigeschaltet.

In der anschließenden Vertiefung soll das erlernte Wissen in kleinen praktischen Fällen angewendet werden. In der Kategorie Testen wird das erlernte Wissen anhand von Multiple Choice Fragen abgefragt und ausgewertet.

Positiv anzumerken ist, dass „Juracademy“ im Bereich des Verwaltungsrechts unterschiedlichen Lernstoff je nach Bundesland anbietet – hierbei gibt es nämlich inhaltliche Unterschiede. Auch die Rubrik „ BGH & Co“, in der aktuelle Entscheidungen kurz dargestellt und durchleuchtet werden, muss erwähnt werden. Sie ist besonders für eine anstehende mündliche Prüfung von Vorteil, da dort oft großer Wert auf die aktuelle Rechtsprechung gelegt wird. 

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Lernkontrolle: Multiple Choice Tests und die Auswertung durch einen Korrektor

Übungen und damit einhergehende Lernkontrollen beschränken sich zunächst auf den Bereich „Testen“, in dem das erlernte Wissen anhand von Multiple Choice Tests überprüft werden kann. Diese werden direkt im Anschluss automatisch ausgewertet. 

Weiterhin bietet „Juracademy“ zwei Arten von Klausuren an. Einmal wird die Klausur in Eigenregie geschrieben und dann auch selbst auswertet. Ferner gibt es die Möglichkeit, dieselben Klausuren mit Korrekturservice zu buchen, d.h. nach dem Schreiben werden die Klausuren an einen Korrektor verschickt, der diese korrigiert und mit einer Note bewertet. Der Schwierigkeitsgrad und die Themenauswahl der Klausuren orientieren sich an den Anforderungen, die im Staatsexamen gestellt werden. Auch hier werden die Unterschiede je nach Bundesland beachtet. 

Die Auswertung durch den Korrektor dauert in der Regel 14 Tage und kostet pro Klausur 10 Euro. 

Neben den Kursen befindet sich ein Reiter in Ampelfarben, der auf einen Blick anzeigt, welche Lernkategorien noch bearbeitet bzw. wiederholt werden müssen und welche schon beherrscht werden. Hierbei kann nach eigener Einschätzung für jede Kategorie eine Farbe vergeben werden. 

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Austausch und Interaktion mit anderen Nutzern

Bei „Juracademy“ findet sich innerhalb der einzelnen Kurse eine Rubrik „Forum“, in der Fragen gestellt werden können. Diese wird von den Nutzern statt für themenbasierte Fragen eher für logistische Fragen genutzt, die dann aber auch umgehend beantwortet wurden. 

Die Möglichkeit wäre jedoch vorhanden, inhaltliche Fragen zu stellen und sich mit anderen Studierenden auszutauschen. Einen anderen Weg, um mit anderen Studenten direkt in Kontakt zu treten, gibt es nicht. 

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Usability und Device-(Un)abhängigkeit

Zu Beginn erscheint die Internetseite ein wenig unübersichtlich, doch nach einer kurzen Eingewöhnungszeit findet sich der Nutzer gut zurecht. Eine Suchfunktion für die einzelnen Themengebiete gibt es nicht, lediglich der Bereich „BGH & Co“ mit der aktuellen Rechtsprechung kann anhand von Schlagwörtern durchforstet werden. 

Zur Arbeit mit der Webseite auf einem Computer wird lediglich ein gängiger Internetbrowser benötigt sowie der Adobe Acrobat Reader zum Öffnen der Skripte. Eine App für Tablet oder Smartphone bietet „Juracademy“ derzeit (noch) nicht an. 

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Zu guter Letzt: Was kostet der Spaß?

Separate Kurse (Grundkurse) können für jeweils einmalig 30 Euro gebucht werden und sind ab diesem Zeitpunkt 12 Monate nutzbar. Der Examenskurs (ExO Complete) kann für monatlich 31 Euro gebucht werden, das länderspezifische Verwaltungsrecht ist in diesem Paket allerdings nicht enthalten. Bucht man dieses dazu, kostet der Kurs 35 Euro im Monat. 

Im Kurs „ExO Complete“ werden die Lerneinheiten sukzessive über einen Zeitraum von 12 Monaten freigeschaltet. Wer es eiliger hat, kann den „ExO Speed Complete“ wählen: Hier sind die Lerneinheiten nach 6 Monate komplett freigeschaltet. Will man sich gar nicht an die vorgegebene Lerngeschwindigkeit halten, können die Kurse laut „Juracademy“ auch individuell verkürzt und freigeschaltet werden. 

Der „ExO Speed Complete-Kurs“ kostet 62 Euro pro Monat, inklusive speziellem Landesrecht fallen 70 Euro an. Nach der kompletten Freischaltung aller Kurse nach sechs Monaten, kann weitere sechs Monate auf die Inhalte zugegriffen werden. 

Fazit: Wie im vorherigen Teil bereits angemerkt, ist die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung der größte Trumpf von Online-Repetitorien. Beim Angebot von „Juracademy“ kann nicht vollkommen selbstständig über die Lerngeschwindigkeit bestimmt werden, da die Freischaltung der Kurse erst nach und nach erfolgt. Dies kann jedoch auch ein Vorteil sein, denn nur eine „gesunde“ Lerngeschwindigkeit hat Aussicht auf Erfolg. Wer den gesamten Stoff innerhalb kürzester Zeit in sich hinein „prügelt“, wird es kaum schaffen, das Langzeitgedächtnis zu aktivieren. 

Die Gefahr des Selbstbetrugs durch Eigenkontrolle der geschriebenen Klausuren kann bei Juracademy durch Inanspruchnahme des Korrekturservices ausgemerzt werden – eine gute und sinnvolle Möglichkeit, um die Aussicht auf Erfolg im Staatsexamen zu überprüfen. 

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