Streit ums Architektenhonorar: Welche Gründe kann es geben und was können Architekten tun?

Zeitverzögerungen und Probleme am Bau gehören fast schon zum Alltag von Architekten. Solange am Ende der Auftraggeber zufrieden ist und der Architekt sein Honorar erhält, sind die vorangegangen Schwierigkeiten immerhin schnell vergessen. Doch wenn sich der Architekt nach einer stressigen Bauphase auch noch sein Honorar erkämpfen muss, wird es kräftezehrend und teuer. Lesen Sie hier, wie kompliziert Honorarstreitigkeiten sein können und was Sie als Architekt tun können, um sie zu vermeiden.

Beispielfall: Streit über die Baukostenobergrenze zieht Honorarstreit nach sich

In dem Fall zog ein Architekt vor Gericht, um sein Honorar einzuklagen. Den Ursprung hatte die Honorarstreitigkeit mit dem Auftraggeber bei unterschiedlichen Ansichten über die Baukostenobergrenze, die als Grundlage für die Berechnung des Architektenhonorars dient: Der Auftraggeber behauptete, es sei verbindlich eine Baukostenobergrenze von 600.000 Euro vereinbart worden, die der Architekt weit überschritten habe. Der Architekt wiederum argumentierte, er habe ein paar Wochen nach der Beauftragung dem Auftraggeber eine Baukostenschätzung von 1,2 Mio. Euro übergeben, die dieser akzeptiert habe.

Wer trägt die Beweislast vor Gericht, Architekt oder Auftraggeber?

Da die Grundlage für den Streit ums Honorar die Höhe der Baukosten war, wurde es vor Gericht nun kompliziert: Zunächst waren sich die verschiedenen Gerichtsinstanzen, die mit dem Fall befasst waren, nicht einig, wer denn nun die Beweislast trägt. Das heißt, wer beweisen muss, ob und in welcher Höhe die Baukostenobergrenze vereinbart wurde. Ein Gericht hatte außerdem nicht alle Zeugen geladen, wodurch keine Beweisaufnahme durchgeführt werden konnte. Dieses Gericht war davon ausgegangen, dass der Architekt beweisen muss, dass er die Baukostenobergrenze nicht überschritten hat.

Grundlegende Entscheidung des BGH zur Baukostenobergrenze

Wenn sich die Gerichte uneinig sind, muss der BGH es richten. Und dort landete der Streit letztendlich auch. Dieser traf in seinem Urteil (BGH, Urteil vom 06.10.2016, Az: VII ZR 185/13) einige grundlegende Entscheidungen:

  1. Wenn eine Baukostenobergrenze vereinbart wurde, ist bei der Berechnung des Architektenhonorars diese Baukostenobergrenze zugrunde zu legen und nicht die tatsächlichen (höheren) Baukosten.
  2. Die Beweislast dafür, dass eine Baukostenobergrenze vereinbart wurde, trägt der Bauherr (und nicht der Architekt). Denn nach den Grundregeln der Beweislastverteilung hat der Auftraggeber die Tatumstände, die ihn begünstigen, also in diesem Fall die Vereinbarung einer Baukostenobergrenze von 600.000 Euro, zu beweisen.
  3. Die Parteien können jederzeit die Baukostenobergrenze abändern. Behauptet später aber nur eine der Parteien eine Abänderung (in diesem Fall der Architekt), trägt die Partei die Beweislast, für die die Abänderung einen Vorteil bedeutet. Das heißt: In diesem Fall muss der Architekt beweisen, dass später eine neue Bauobergrenze von 1,2 Mio. Euro vereinbart wurde, da er dadurch mehr Honorar erhalten würde.

Der BGH stellte also klar: Derjenige, der behauptet, dass eine Baukostenobergrenze vereinbart wurde, muss diese Vereinbarung auch beweisen.

Nach diesen Feststellungen verwies der BGH den Rechtsstreit zur neuen Verhandlung an das Berufungsgericht (OLG Jena) zurück.

Gründe für Honorarstreitigkeiten

Solche Honorarstreitigkeiten kommen in der Praxis leider häufig vor. Das Problem ist dabei oft, dass keine Partei ihre Behauptungen eindeutig beweisen kann. Grund dafür kann es sein, dass eine lückenlose Dokumentation über getroffene Vereinbarungen fehlt. Dann sind komplizierte und kostenintensive Verfahren die Folge. Kann jedoch der Auftraggeber einen Beweis vorlegen, dass zum Beispiel eine bestimmte Baukostenobergrenze vereinbart wurde, der Architekt jedoch nicht, dann bleibt dieser auf einem Teil seiner Honoraransprüche sitzen.

Ein weiterer Grund für Honorarstreitigkeiten kann sein, dass Bauherren dem Architekt mangelhafte Leistungen vorwerfen und mit dieser Begründung das Honorar kürzen oder die Zahlung komplett verweigern. Zudem kann es natürlich sein, dass Ihr Auftraggeber schlicht nicht mehr zahlen kann, weil er insolvent ist.

Honorarstreitigkeiten vermeiden: Was können Architekten tun?

Mit diesen Maßnahmen können Sie als Architekt Honorarstreitigkeiten vermeiden oder sie zumindest schneller beenden:

Architekten-Haftpflicht mit Honorar-Rechtsschutz  

Honorarstreitigkeiten sind nicht nur nervig, sondern können durch Anwalts- und Gerichtskosten auch teuer werden. Hier kann der Zusatzbaustein Honorar-Rechtsschutz (HRS) zu der Architekten-Haftpflicht über exali.de weiterhelfen. Dieser übernimmt die anfallenden Kosten für die außergerichtliche und gerichtliche Geltendmachung von Honoraransprüchen und damit das Kostenrisiko eines komplizierten Rechtsstreits. Aber auch dabei gilt: Der Honorar-Rechtsschutz greift nur, wenn das Honorar zuvor schriftlich festgelegt wurde.

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