Eine schräge Tür wird zum Albtraum für Architekten
Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich bekanntlich eine andere. Aber was tun, wenn die Tür klemmt? Die neue Freiburger Universitätsbibliothek glänzte schon in der Vergangenheit nicht nur mit ihrer futuristischen Fassade aus Glas, sondern auch mit ständig neu auftauchenden architektonischen Problemchen. Genau ein Jahr nach der Eröffnung der neuen UB musste jetzt die ständig defekte Seitentür ausgewechselt werden. Eine Geschichte über gravierende Fehlkalkulationen und die Frage, wer dafür geradestehen muss.
Ein überdimensionaler Dampfer in einer mittelalterlichen Stadt
Letztes Jahr im Juli öffnete die lang ersehnte und heiß diskutierte neue Universitätsbibliothek in Freiburg. Von einigen als architektonische Meisterleistung gefeiert, verunglimpften andere das 53 Millionen Euro Projekt als „überdimensionalen Dampfer“, der den mittelalterlichen Münstercharme der Stadt verschandle. Mit 15 unterschiedlich geneigten Fassaden aus Glas und Stahl passt die neue Bibliothek tatsächlich nicht auf Anhieb in das sonst von Klassizismus und Gotik geprägte Stadtbild. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber die Diskussion um die Schönheit des Gebäudes ist auch bei Weiten nicht das größte Problem der Freiburger.
Die Seitentür, die zum Eintritt in die Bibliothek, aber vor allem zur Nutzung der Außenfläche vor dem Café der UB dient, ist seit Eröffnung des Baus defekt. Grund hierfür ist die Schräglage der Tür, der keine Technik gewachsen ist: die erforderliche Halbautomatik ist zu komplex und sorgt für eine ständig klemmende und defekte Tür. Nach einem Jahr Türen-Terror hat nun das zuständige Amt für Vermögen und Bau – gegen den ausdrücklichen Willen des Schweizer Architekten – eine senkrechte Tür in die Schrägfassade eingebaut, für die eine eigene Nische angefertigt werden musste.
Vom Highlight zur Heimsuchung
Leider ist die dauerdefekte Seitentür nicht der einzige kritische Punkt an der neuen Bibliothek. Nach und nach kommen immer weitere Planungsfehler ans Licht, die nicht nur für verärgertes Kopfschütteln der Freiburger, sondern vor allem auch für verhaltenes Kichern von außerstädtischen Kritikern sorgen.
Als Stadt mit den meisten Sonnenstunden Deutschlands wurde anscheinend nicht bedacht, dass die verglaste Fassade zum blendenden Spiegel für Autofahrer und Fußgänger werden könnte. Steht die Sonne tief, leuchtet der Bau gleißend hell und wird damit vom Highlight zur gefährlichen Heimsuchung. Zur Lösung des Problems muss der Bau jetzt zu diesen bestimmten Zeiten mit Bannern abgehängt werden – ein Phänomen, das einen Mehrkostenbetrag von 10 000 Euro und einen hämischen Fingerzeig der Querulanten einbringt.
Und es geht noch weiter im Architektur-Alptraum: Bei starkem Regen wird die Fassade undicht, die Drehtüren im Gebäude bleiben ständig stehen und der Boden vor den Lesesälen ist schon kaputt, weil ein Cafeteria-Lieferant ein überladenes motorisiertes Fahrzeug zum Transport nutze, für das der Boden nicht ausgelegt war. Und das Ironische daran: Der Anlieferer nahm nur deshalb den Umweg über die Lesesäle, weil er das Gebäude durch die defekte Seitentür nicht wie vorgesehen betreten konnte.
Noch nicht genug von dem Debakel? Hier gibt es das Video zu dem Fall:
Sich vor architektonischen Fehltritten schützen
Eine ganze Reihe von Schuld- und Haftungsfragen also, die sich dank der neuen Universitätsbibliothek stellen. Wer dabei für die ganzen Zusatzkosten aufkommen muss, ist noch unklar. Allerdings bleibt für den Schweizer Architekten zu hoffen, dass er sich für solche Planungsfehler gut abgesichert hat. Über die Berufshaftpflichtversicherung für Architekten und (Bau-)Ingenieure von exali.de können sich Architekten gegen die enormen finanziellen Folgen solcher Fehler in der Bauplanung und Ausführung schützen.
© Vanessa Materla – exali AG