Studie: Wie gut sind IT-/Engineering-Freelancer im Alter abgesichert?
Mittlerweile ist mehr als ein Jahr vergangen, seit im Mai 2012 eine Online-Petition mehr als 80.000 Mitzeichner fand: Sie alle wehrten sich gegen die Pläne des Arbeitsministeriums zur Einführung einer Rentenversicherungspflicht für Selbstständige. Die Initiatoren der Petition trafen sich daraufhin im Juni 2012 mit Arbeitsministerin von der Leyen und besprachen erste Änderungen an den Plänen der Regierung. Danach wurde es ruhiger um das Thema. Mittlerweile sieht es so aus, als würde das Gesetz zumindest nicht mehr in dieser Legislaturperiode – und damit nicht vor 2014 – verabschiedet werden.
Mit seiner Altersvorsorge sollte sich dennoch weiterhin jeder Selbstständige beschäftigen. Wie Freelancer zur Pflichtrente stehen und wie sie es ansonsten mit der Altersvorsorge halten, hat die Projektbörse und Personalagentur GULP in einer Befragung unter IT-/Engineering-Freelancern analysiert. Gastautorin und Redakteurin Susanne Schödl erläutert die Ergebnisse.
IT-/Engineering-Freelancer gegen Pflichtrente
Insgesamt finden 27,7 Prozent der Befragten die Pläne der Bundesregierung, eine Pflichtrente für Selbstständige einzuführen, gut („trifft voll zu“ und „trifft zu“). Weitaus mehr, nämlich 48,1 Prozent, lehnen sie dagegen völlig ab. Gleichzeitig sind Dreiviertel (73,5 Prozent) der Ansicht, dass in Deutschland eine Organisation fehlt, die die Interessen der IT-Selbstständigen vor der Politik vertritt.
Ein Forschungsbericht für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales über Solo-Selbstständige in Deutschland stellte im Dezember 2011 dar, dass über die Zahl der versicherten Selbstständigen bei einer gesetzlichen Rentenversicherung unterschiedliche Informationen kursierten. „Anhand der verfügbaren Daten lässt sich zwar nicht eindeutig klären, wie hoch die Zahl jener Solo-Selbstständigen ist, die unzureichend Vorsorge betreiben. Von einer generell unzulänglichen Absicherung kann aber nicht die Rede sein“, so der Report.
Auch bei IT-/Engineering-Selbstständigen kann davon keine Rede sein: Mehr als die Hälfte (58,3 Prozent) von ihnen geben an, fürs Alter ausreichend finanziell vorgesorgt zu haben, wie das Ergebnis der GULP-Umfrage zeigt.
Ausnahme: Ältere Selbstständige finden Pflichtversicherung mehrheitlich gut
Interessant ist ein Blick auf das Alter: Die Zustimmung zu den Plänen der Bundesregierung in puncto Pflichtrente fällt bei den Selbstständigen unter 30 Jahren mit 23,7 Prozent recht mau aus. Mit zunehmendem Alter steigt die Zustimmung aber – und liegt bei den Freelancern ab 60 Jahren bei 55 Prozent.
Scheinbar sehen ältere Selbstständige das mit der Altersvorsorge realistischer und vernünftiger als ihre jüngeren Kollegen. Oder – aber das wollen wir ihnen nicht unterstellen – sie stimmen zu, weil sie ohnehin nur noch ein paar Jahre Beiträge zu zahlen hätten.
Ältere stehen einem Freelancer-Verband aufgeschlossener gegenüber
Gleichzeitig sind es auch die älteren Freiberufler, die verstärkt der Meinung sind, dass in Deutschland eine Organisation fehlt, die die Interessen der IT-/Engineering-Freelancer vor der Politik vertritt. 81,5 Prozent beträgt der Anteil der Zustimmung bei den über 60-Jährigen – im Gegensatz zu 73,7 Prozent bei den unter 30-Jährigen.
Auch Ältere engagieren sich also weiterhin für das Freelancertum in IT und Engineering – und haben Interesse an den politischen Rahmenbedingungen.
Freelancer zwischen 50 und 60 Jahren sorgen am besten fürs Alter vor
Dass die Jüngeren schlechter abgesichert sind, war zu erwarten: 16,9 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage unter 30 Jahren gaben an, fürs Alter nicht ausreichend finanziell vorgesorgt zu haben. Das ist der höchste Anteil. Am häufigsten sind Freelancer zwischen 50 und 59 Jahren ausreichend abgesichert (nur 6,9 Prozent gaben „trifft überhaupt nicht zu“ an) – überraschenderweise nicht diejenigen über 60 Jahren.
Fazit: Nicht alle Selbstständigen über einen Kamm scheren
Nur 8,4 Prozent der IT-/Engineering-Freelancer haben fürs Alter nicht ausreichend vorgesorgt. Natürlich mag bei manchen zwischen dem Gefühl, finanziell gut gerüstet zu sein, und der Realität ein Unterschied bestehen. Dennoch zeigen die Ergebnisse der GULP Studie, dass sich die überwiegende Mehrheit der Selbstständigen in IT und Engineering durchaus Gedanken über ihre monetäre Situation im Alter macht.
Bei einem durchschnittlichen Stundensatz von 79 Euro und einer guten Projektauslastung sollten die meisten IT-/Engineering-Freelancer in der Lage sein, selbst Rücklagen zu bilden – in der Art, die ihrer persönlichen Situation am besten gerecht wird. Das sollte auch von Seiten der Politik bedacht werden, wenn wieder über eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige diskutiert wird. Wann auch immer dieser Tag kommen mag.
Über das IT-Projektportal GULP
GULP ist Projektportal und Personalagentur für externe IT- und Engineering-Spezialisten. Auf der Knowledge Base des Portals werden Freiberuflern zudem Expertenartikel zu Entwicklungen, Erfahrungen und Trends auf dem Projektmarkt zur Verfügung gestellt. Expertise, die auch wir von exali.de schätzen: Seit Jahren arbeiten wir eng mit GULP zusammen und haben in Kooperation auch eine IT-Haftplficht entwickelt, welche die besonderen Anforderungen des IT-Projektmarktes berücksichtigt und als Rahmenvertrag besondere Konditionen bietet (Tarife und Beiträge zur IT-Haftpflicht für Mitglieder).
Für weitere Fragen oder Anregungen stehen wir von exali.de oder die GULP Redaktion unter redaktion@gulp.de gerne zur Verfügung.
Weiterführende Informationen
- Selbständig mit einem Durchschnitts-Honorar von 79 Euro pro Stunde: Umfrage unter Selbständigen aus IT & Engineering
- „Die Masse der kleinen Selbständigen kann viel erreichen“: Interview mit Christian Bussler vom VGSD