Selbständig mit einem Durchschnitts-Honorar von 79 Euro pro Stunde: Umfrage unter IT-Selbständigen
Eine der wichtigsten Fragen von Selbständigen ist wohl die nach der Kalkulation des eigenen Stundensatzes. Denn die Mehrzahl arbeitet, um zu leben – nicht umgekehrt. So ist der Verdienst bei vielen Experten erst Grund dafür, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Wie freiberufliche Experte aus IT & Engineering ihren Stundensatz kalkulieren – und was am Ende des Tages tatsächlich in den eigenen Geldbeutel „wandert“ – diesem Thema ist auch das Projektportal GULP auf den Grund gegangen. Mit einer webweit angelegten Honorarumfrage unter mehr als 2.000 Selbständigen erhob der Vermittler detaillierte Daten rund um den IT- & Engineering-Projektmarkt.
Auf der exali Infobase haben wir die interessantesten Ergebnisse, Daten und Fakten nochmal kompakt zusammengefasst.
Rahmenbedingungen der großen GULP-Stundensatz-Umfrage
Mehr als 2000 Selbständige aus IT & Engineering beteiligten sich zwischen November 2012 und Januar 2013 an der Studie unseres Kooperationspartners GULP.
Konkret ging es dabei um die Themenbereiche Honorare, Stundensatzverhandlung und -entwicklung, Branche und Unternehmensgröße sowie die persönliche Rolle im Projekt und Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation.
Interessantes Ergebnis: Gerade mal 6,4% der 2107 Teilnehmer an der Umfrage sind weiblich in der klassischen Männerdomäne IT. Knapp die Hälfte aller Befragten befindet sich im mittleren Alter zwischen 40 und 49 Jahren.
Von wegen Wirtschaftskrise: Zukunft und Gegenwart sind rosiger, als gedacht
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Projekteinsätze – nicht kurzfristig angelegt: 83,6% der Befragten befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung im Projekteinsatz – der im Schnitt mit 23 Monaten knapp zwei Jahre dauert.
- Mobilität: Rund 50 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, ausschließlich beim Auftraggeber vor Ort zu arbeiten. Schlechte Karten also für Homeoffice und Telearbeit .
- Mittelstand, wo bist du geblieben? Die Mehrzahl der befragten Selbständigen ist für Konzerne tätig, mit mehr als 5000 Mitarbeitern weltweit. Dabei sind die meisten freiberuflichen Experten für Banken oder Finanzinstitute tätig (15,4 Prozent), dicht gefolgt vom IT-Bereich mit 13,3Prozent und der Automobil-Branche mit 12,6Prozent. In der Tourismus-Branche arbeitet dagegen nicht mal ein Prozent der Befragten.
- Doch jetzt zum für viele Selbständigen „spannendsten“ Thema: dem Stundensatz. 79 Euro – das ist der durchschnittliche Satz den ein freiberuflicher Experte aus dem Bereich IT- & Engineering pro Stundeerhält. . Etwa ein Drittel aller befragten Selbständigen arbeitet für unter 70 Euro. Immerhin: Bei rund 17 Prozent der Studienteilnehmer liegt der Verdienst bei über 100 Euro.
- Klingende Kassen?! Laut GULP-Studie setzte jeder Selbständige 2012 im Schnitt etwas mehr als 134.000 Euro um –immerhin fast 3.500 Euro mehr als noch im Jahr zuvor. In der Gesamtrechnung aller 2107 Teilnehmer macht das rund 186 Millionen Euro, die 2012 erwirtschaftet wurden.
- Was am Ende tatsächlich übrig bleibt: Abzüglich laufender Kosten blieb den Selbständigen 2012 ein durchschnittlicher Pro-Kopf-Gewinn von 83.955 Euro. Auch hier eine Verbessrung zum Vorjahr in Höhe von rund 2.700 Euro.
- Alles richtig gemacht: Die meisten Selbständigen (64,7 Prozent) schätzten ein, mit ihren Stundensatzforderungen bei Honorarverhandlungen richtig zu liegen. Tatsächlich entsprach bei mehr als der Hälfte der Experten das gezahlte Honorar auch dem, was sie gefordert hatten. Ein Ergebnis, das viele Selbständige sicher gerne lesen – schließlich ist es auf dem Markt Usus, dass Stundensatzforderungen von Projektanbietern und / oder Endkunden heruntergehandelt werden.
- IT & Engineering: Ein stabiles Arbeitsumfeld. Die Zukunft scheint rosig zu sein – zumindest wird keine Verschlechterung der Rahmenbedingungen auf dem Projektmarkt erwartet. 86,6 Prozent der Teilnehmer erwarten keine einschneidenden Entwicklungen und gehen von steigenden (39,5 Prozent) und gleich bleibenden (47,1 Prozent) Stundensätzen aus.
- „Selbständig aus Überzeugung“: Das sagt der Großteil der freiberuflichen Experten (93,8 Prozent)von sich. Rund 90 Prozent gaben zudem an, mit ihrer derzeitigen beruflichen Situation zufrieden zu sein. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass etwa zwei Drittel der Umfragen-Teilnehmer eine Festanstellung klar ablehnen würden. Sicherlich spielt auch hier der Verdienst eine wichtige Rolle: 78,9 Prozent der Selbständigen aus IT & Engineering gaben an, dass einem Freiberufler mehr Geld zum Leben bleibt, als einem Angestellten.
Fazit: Die Zahlen der GULP-Studie gewähren einen tiefen Einblick in die Gesetzmäßigkeiten auf dem IT- & Engineering-Projektmarkt und geben Aufschluss über die Selbsteinschätzung bzw. Selbstwahrnehmung seiner Selbständigen. Steigende Umsätze, höhere Gewinne, gleichbleibende oder wachsende Stundensätze – alles in allem eine sehr positive Bilanz.
Und auch, was die Umfrage „zwischen den Zeilen“ vermittelt, ist motivierend: Dass es wichtig ist, als Selbständiger an sich selbst zu glauben…
» Alle Fakten der GULP-Stundensatz-Umfrage im Detail - aufbereitet mit übersichtlichen Diagrammen
Weiterführende Links
- GULP-Stundensatz-Umfrage: Was Freelancer aus IT & Engineering tatsächlich verdienen
- Versicherungsschutz in speziellen Bereichen wie Automotiv und Medizintechnik, Luft-, Raumfahrt, Militär und Rüstung
- Fragen zur Berufshaftpflicht im IT- und Internetbereich: Warum der weltweite Schutz der IT-Versicherung so wichtig ist