Low-Code: So kann jeder programmieren!
Was ist Low-Coding?
Low-Code bedeutet vereinfacht gesagt „wenig Code“ oder „wenig programmieren“. Und genau da sind wir schon beim Thema. Low-Code-Development-Plattformen sind Tools zur Erstellung von Software oder Anwendungen. Statt mit endlosem Programmcode werden diese mit grafischen Elementen erstellt. Der Nutzer kann mit Bausteinen wie Buttons, Tabellen, Flussdiagrammen oder Icons ganz einfach nach dem „Drag & Drop“-Prinzip eine Software modellieren. Und das Ganze mit nur wenig Arbeit am eigentlichen Quellcode.
Benutzeroberfläche: Appian Process Modeler
Einige Low-Code-Plattformen kommen sogar ganz ohne Programmieren aus. So können ganze Anwendungen in kürzester Zeit entstehen. Bis zu zehnmal schneller, als mit herkömmlicher Entwicklungsarbeit.
Ein prominentes Low-Code Beispiel
Ein bekanntes Beispiel für eine auf Low-Code basierte Anwendung ist WordPress. Mit WordPress kann relativ einfach eine eigene Webseite erstellt werden. Nach dem Baukastensystem lässt sich die Webseite den eigenen Wünschen anpassen und dem Nutzer stehen vorgefertigte Designs zur Verfügung.
Eine individuelle Webseite zu programmieren und zu gestalten, dauert lange. Jeder Button und jede Funktion muss extra erstellt werden – Das kostet neben Zeit auch Geld. Durch WordPress kann der Anwender schnell und günstig seine Webseite bauen. Trotzdem lässt das System genügend Freiraum für individuelle Anpassungen. Wer sich mit Programmieren auskennt, kann selbst Hand anlegen, ansonsten können individuelle Wünsche des Webseitenbetreibers auch von externen Anbietern wie Freelancern erfüllt werden. Damit ist der Ansatz von Low-Code gut erklärt: Eine einfache und grafische Oberfläche, mit der schnell Erfolge erzielt und bei individuellen Wünschen dennoch in den Code eingegriffen werden kann.
Welche Vor- und Nachteile hat Low-Code?
Wie die meisten Entwicklungsumgebungen hat auch der Low-Code-Ansatz seine Vor- und Nachteile.
Vorteile von Low-Code
Der Low-Code-Ansatz eignet sich besonders für die Digitalisierung von internen Geschäftsabläufen. Mit der grafischen Programmierung von Low-Coding können IT-affine Mitarbeiter ganz einfach selbst Anwendungen erstellen, erweitern oder optimieren. Dadurch wird die eigentliche IT-Abteilung entlastet, da sie sich nicht mit einfacheren, immer wiederkehrenden Aufgaben auseinandersetzen muss. Das spart Geld und Ressourcen für die wichtigen und komplexen Aufgaben.
Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Low-Coding durch das Verknüpfen der grafischen Elemente Code und User-Interface zur selben Zeit entstehen. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass es je nach Software nicht mehr notwendig ist, zusätzlich zum Code noch eine Nutzeroberfläche zu entwerfen. Durch das Platzieren von Buttons, Icons oder Suchleisten innerhalb der Low-Code-Oberfläche, entsteht automatisch das Interface mit, weil der Anwender später genau die gleichen Buttons und Icons zu sehen bekommt.
Weil die grafischen Elemente logisch aufgebaut sind, ist die Fehlerquote sehr gering und es wird automatisch im Hintergrund ein sauberer Code generiert. Die Mitarbeiter können nach kurzer Einarbeitung selbst mit der Low-Code-Plattform arbeiten. Dadurch erhalten sie ein besseres Verständnis von Softwareentwicklung und die Kommunikation wird abteilungsübergreifend vereinfacht. Zudem weiß der Facharbeiter selbst am besten, wie ihn die Software bestmöglich unterstützen kann. Durch Low-Coding kann er dann die vorhandene Anwendung selbst erweitern und anpassen und das ohne Programmierkenntnisse. Erstellte Anwendungen profitieren von Updates des Low-Coding-Plattform-Herstellers und können nachträglich ganz einfach erweitert werden. Das erspart dem Anwender, sich erst wieder in den Code einarbeiten zu müssen, bevor er ihn erweitern kann.
Nachteile von Low-Code
Gerade wenn es um sehr komplexe und datenlastige Anwendungen geht, stoßen Low-Coding-Anwendungen schnell an ihre Grenzen. Für sicherheitsrelevante Themen (zum Beispiel IT-Sicherheit oder hochsensible Daten wie im Banken-Sektor) oder für den externen Datenaustausch ist Low-Coding ebenfalls nicht geeignet. Mit dem Baukasten-System können Nutzer nur etwas erstellen, wenn dafür auch der passende Baustein vorhanden ist. Nicht jede Low-Code-Plattform lässt sich mit anderen Anwendungen verknüpfen, daher sollten Nutzer bei der Auswahl des Anbieters auf die angegebenen Funktionen achten.
Wie kann Low-Coding eingesetzt werden?
Low-Coding lässt sich überall gut einsetzen, wo immer wiederkehrende Abläufe stattfinden. Durch die Erstellung einer Anwendung lassen sich diese Schritte automatisieren oder vereinfachen und beschleunigen. Beispielsweise ist eine Anwendung denkbar, die neue Mitarbeiter mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung einlernt. Der neue Mitarbeiter liest sich einen Text durch, nachdem er am unteren Ende des Textes angekommen ist, kann er zum nächsten Schritt übergehen. Dort wird ihm ein Video gezeigt und erst nachdem er dieses zu Ende geschaut hat, geht es mit dem nächsten Schritt weiter. Das automatisierte Tutorial lässt sich dank Low-Coding ganz einfach und kontinuierlich anpassen.
Ein weiteres Beispiel ist die Einsparung von Papier oder Dokumenten. Oftmals werden in Unternehmen unzählige Dokument-Formate verwendet und in weit verschachtelten Ordnerstrukturen abgelegt. Für Mitarbeiter eine mühsame Aufgabe, immer wieder die verschiedenen Dokumente herauszusuchen, abzuändern und wieder abzuspeichern.
Um das Ganze zu vereinfachen, könnte mit Low-Code eine App erstellt werden, die ein Formular für den Urlaubsantrag beinhaltet. Ein Mitarbeiter scannt seinen persönlichen QR-Code (englisch Quick Response, „schnelle Antwort“) ein und automatisch werden seine persönlichen Daten wie Personalnummer und Name im Formular eingetragen. Danach kann der Mitarbeiter auf seinem Smartphone noch das gewünschte Datum eintragen und mit dem Finger auf dem Display unterschreiben. Nach dem Absenden landet der Urlaubsantrag direkt in der Personalabteilung in dem dafür vorgesehenen Ordner. Die Personalabteilung kann dann innerhalb der App die einzelnen Tage für Urlaubsanträge freigeben oder sperren. Für den Mitarbeiter ist so auf einen Blick ersichtlich, an welchen Tagen er noch Urlaub einreichen kann, oder welche Tage schon von anderen Kollegen belegt sind.
Die Möglichkeiten für den Einsatz von Low-Coding sind vielseitig. Ob in der Industrie, im eCommerce, in Verwaltung, Behörden, als App oder zur Optimierung von Prozessen, das Low-Coding ist ein wachsender Trend und Experten prognostizieren ein starkes Wachstum und eine steigende Nachfrage nach Low-Coding-Lösungen in den kommenden Jahren.
Low-Code-Plattformen: Ein Überblick
Aufgrund der steigenden Nachfrage haben sich bereits einige Anbieter von Low-Code-Plattformen auf dem Markt platziert. Jeder stellt Lösungen für verschiedene Anwendungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hier ein Überblick über einige Low-Code-Plattformen:
Appian
Appian ist einer der Leader im Bereich Low-Code-Plattformen. Die Plattform bietet eine anwenderfreundliche Entwicklung und Sicherheitsfunktionen. Mit dem Prozess-Modellierer und einer Cloud-Lösung lassen sich schnell und einfach Anwendungen entwickeln. Appian bietet über sämtliche Endgeräte hinweg Stylesheets, Funktionen für die Verwaltung und lässt sich mit vielen externen Systemen verknüpfen.
Google App Maker
Auch der Internetriese Google mischt im Low-Code-Geschäft mit. Mit dem App Maker können Entwickler nach dem „Drag&Drop“-Prinzip schnell und einfach Anwendungen erstellen. Die Entwicklungsumgebung ist Cloud-basiert und lässt sich mit sämtlichen Komponenten der G-Suite verbinden. Zur G-Suite gehören Dienste wie Google Drive, G-Mail, Google+ und Hangouts Meet (Videokonferenz). Allerdings steht der App Maker nur G-Suite-Business-Kunden zur Verfügung. Die Business-Version von G-Suite kostet monatlich 8 Euro pro Nutzer.
Microsoft PowerApps
Mit Microsoft PowerApps können User schnell und einfach Geschäftsanwendungen erstellen oder Prozesse automatisieren. Hierfür kombiniert die Plattform ein Cloud-Backend mit Werkzeugen, sodass beispielsweise Apps mit den Vorlagen nach dem „Drag&Drop“-Prinzip erstellt werden können. Die Plattform bietet außerdem Schnittstellen für Programmierer. Diese können dann mit Programmiersprachen wie Java oder PHP den Funktionsumfang erweitern. Mit PowerApps erstellte Anwendungen lassen sich in diverse Dienste integrieren, darunter Office 363 oder Dropbox.
MIT App Inventor
Der App Inventor vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) ist eine kostenlose Low-Code-Plattform. Ursprünglich war die Software eine Entwicklung von Google, ehe sie dann vom MIT übernommen und weiterentwickelt wurde. Mit dem App Inventor können ganz einfach Apps für Android-Geräte erstellt werden. Hierfür stehen dem Nutzer grafische Elemente zur Verfügung, die per „Drag&Drop“ miteinander verknüpft werden können. Der App Inventor ist zwar eher eine Lernsoftware, bietet aber eine hervorragende Möglichkeit, erste Erfahrungen mit Low-Code zu sammeln und sich in diesem Bereich auszuprobieren.
Optimieren Sie nicht nur Ihre Software
Wir sind gespannt, wohin sich der Low-Code-Trend entwickelt. Alles andere als „low“ ist ein umfassendes Risikomanagement. Und dazu gehört auch eine Berufshaftpflichtversicherung. Mit den Berufshaftpflichtversicherungen über exali.de sind Sie immer auf der sicheren Seite. Mit unseren flexiblen Zusatzbausteinen können Sie Ihren Versicherungsschutz individuell für Ihr Business zusammenstellen. Bei exali.de gibt es kein Callcenter und keine Warteschleife, Ihr persönlicher Ansprechpartner ist jederzeit für Sie erreichbar.
© Jan Mörgenthaler – exali AG